Ökostrom Zertifikate und Label

Was Verbraucher bei Ökostrom Gütesiegeln beachten sollten


Ökostrom Zertifikate, Gütesiegel und Label werden vergeben, um „grünen“ Strom zu klassifizieren und den Energiemarkt transparenter zu machen. Wer sich für umweltfreundlich erzeugten Strom entscheidet, hat die Wahl zwischen vielen verschiedenen Tarifen und Stromversorgern. Einige Anbieter werben mit speziellen Tarifen, deren Strom jedoch nur zum Teil aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird. Zusätzlich offerieren dieselben Anbieter auch herkömmlichen Strom, der aus fossilen Energieträgern wie Kohle und aus Atomkraft stammt.


Darüber hinaus wird Atom- und Kohlestrom angeboten, der mit Hilfe so genannter RECS-Zertifikate zu Ökostrom umdeklariert wurde. RECS steht für „Renewable Energy Certificates System“. Der Handel mit RECS-Zertifikaten ermöglicht die einfache Umdeklarierung von Atomstrom in Ökostrom, indem ein Anbieter, der eigentlich Atomstrom liefert, einfach nur den Namen Ökostrom von einem „echten“ Ökostrom-Anbieter mit entsprechenden Zertifikaten kauft. Umweltwelt- und Verbraucherschützer kritisieren diesen Etikettenschwindel scharf.

Wer „echten“ Ökostrom beziehen möchte, sollte sich für einen Stromversorger entscheiden, der ausschließlich umweltfreundlich erzeugten Strom anbietet und den Ausbau sowie die Verbreitung von regenerativen Energien fördert. So wird nicht nur die Umwelt geschützt sondern auch aktiv ein Beitrag zur Energiewende geleistet.

Unter den derzeit relevanten Gütesiegeln für Ökostrom gibt es zwei Label, die ausschließlich „echten“ Ökostrom zertifizieren und den Ausbau neuer Anlagen fördern - das Grüner Strom Label und das ok-power Label. Beide beinhalten unterschiedliche Zertifizierungsmodelle und -kriterien.

Grüner Strom Label

Das Grüner Strom Label ist ein Gütesiegel für Ökostrom mit hohem Umweltnutzen. Bereits 1998 wurde der Verein Grüner Strom Label e.V. auf Initiative von Eurosolar, der europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien, gegründet. Ziel des Grüner Strom Label e.V ist es, durch die Vergabe des Gütesiegels für empfehlenswerte Produkte für mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit auf dem Ökostrommarkt zu sorgen und den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern. Zu seinen Trägern gehören neben Eurosolar der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Verbraucher Initiative, IPPNW Deutschland - Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. sowie die NaturwissenschaftlerInnen-Initiative – Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit.

Voraussetzung für die Zertifizierung mit dem Grüner Strom Label ist, dass die Stromanbieter nicht nur Ökostrom aus alten, bereits bestehenden Kraftwerken bereitstellen, sondern dass sie darüber hinaus neue regenerative Anlagen fördern. Dafür verpflichten sich die Stromanbieter für Privatkunden mindestens einen Cent pro verbrauchter Kilowattstunde und bei Großkunden einen etwas niedrigeren festgelegten Betrag in den Ausbau neuer Anlagen zu investieren. Der Mindestbeitrag von 0,2 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde wird dabei nicht unterschritten. Durch die Förderung von Neuanlagen unterscheidet sich das Grüner Strom Label maßgeblich von vielen anderen Ökostrom Gütesiegeln oder Zertifikaten, mit denen lediglich Stromanbieter oder Tarife zertifiziert werden, die Ökostrom aus bereits bestehenden Altanlagen liefern. Anbieter, die lediglich bereits erzeugten Ökostrom hin- und herschieben tragen nicht zu einem zusätzlichen Umweltnutzen bei.

Stromanbieter können bei der Zertifizierung zwischen dem Grüner Strom Label Gold und dem Grüner Strom Label Silber wählen. Beiden Gütesiegel liegt ein detaillierter Kriterienkatalog zugrunde:

  • Beim Grüner Strom Label Gold muss der Ökostrom zu 100 Prozent aus regenerativen Energiequellen stammen. Auch der Förderbeitrag muss vollständig in den Ausbau neuer regenerativer Anlagen fließen.
  • Beim Grüner Strom Label Silber muss der Strom mindestens zu 50 Prozent aus regenerativen Anlagen stammen. Die restliche Strommenge darf aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden, bereitgestellt werden. Ähnlich verhält es sich auch beim Förderbeitrag. Dieser muss zu mindestens 50 Prozent in den Neubau regenerativer Anlagen investiert werden. Die andere Hälfte darf auch in den Ausbau neuer Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen fließen.


Stromanbieter, die sich mit einem der Grüner Strom Label zertifizieren lassen wollen, dürfen keine RECS-Zertifikate verwenden. Zudem müssen sie einen Herkunftsnachweis für den Strom vorlegen. Die Einhaltung der strengen Kriterien wird jährlich überprüft.

ok-power Label

Das ok-power Label ist ein Gütesiegel für Ökostrom-Tarife, die nachweislich den weiteren Ausbau  erneuerbarer Energien fördern. Der Verein EnergieVision e.V., der von der Verbraucherzentrale NRW, dem Öko-Institut Freiburg sowie dem WWF Deutschland gegründet wurde, organisiert die Vergabe des Labels und legt dabei größten Wert auf Transparenz. Alle Zertifizierungskriterien sowie die Namen der Kraftwerke, von denen der Strom geliefert wird, sind öffentlich.

Für die Kraftwerke bzw. Anlagen bestehen feste Auflagen. Diese beinhalten vor allem den Einsatz möglichst umweltschonender Technologien.

Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Zertifizierung mit dem ok-power Label ist die Vermeidung von Doppel-Förderungen. Einige Anlagen werden beispielsweise bereits durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert. Würden diese Anlagen noch einmal gefördert, entsteht dadurch kein zusätzlicher Umweltnutzen. Ziel ist es, die Strommenge aus erneuerbaren Energien zu erhöhen, die nicht ohnehin aufgrund öffentlicher Fördermittel erzeugt wird.

ok-power hat drei verschiedene Modelle zur Zertifizierung entwickelt – das Initiierungs-, Händler- und Fondsmodell:

  • Das Initiierungsmodell soll maßgeblich dazu beitragen, einen konstanteren Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen zu gewährleisten. Der Strom muss dabei aus erneuerbaren Energien oder bis zu maximal 50 Prozent aus hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen stammen. Der Stromerzeuger verpflichtet sich zur Initiierung neuer regenerativer Anlagen und muss belegen, dass mindestens 60 Prozent der von Neukunden verbrauchten Strommenge aus von ihm initiierten regenerativen Anlagen stammt und ins Stromnetz eingespeist wurde. Diese Regelung muss innerhalb von fünf Jahren erfüllt werden. Danach verpflichtet sich der Anbieter dazu, jährlich neue Anlagen zu initiieren, die dann vier Prozent der von den Bestandskunden verbrauchten Strommenge erzeugen.
  • Beim Händlermodell wird der Strom von erneuerbaren Energien oder bis zu maximal 50 Prozent von hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen geliefert. Ein Drittel des Stroms muss aus Anlagen stammen, die nicht älter als sechs Jahre sind. Dadurch soll ein Anreiz zum Bau neuer Ökostrom-Anlagen geschaffen werden. Ein weiteres Drittel muss in Anlagen erzeugt werden, die höchsten 12 Jahre alt sein dürfen.
  • Beim Fondsmodell verpflichtet sich der Anbieter, Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien zu liefern. Ein Teil des Strompreises wird für den Ausbau neuer regenerativer Anlagen verwendet. Dazu gehören ausschließlich Kraftwerke, die zwar nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert werden, jedoch keine Wirtschaftlichkeit erreicht haben. Die Anforderungen sowie die Mittelverwendung werden durch ok-power vorgegeben und überprüft.


Das ok-power Label wird für einzelne Ökostrom-Tarife vergeben. Die Geschäftspolitik eines Unternehmens spielt dabei keine Rolle, so dass Einzeltarife eines Anbieters mit dem Label zertifiziert werden können, während parallel auch nicht zertifizierte Tarife mit Atomstrom angeboten werden dürfen. Ok-power akzeptiert zudem RECS-Zertifikate als Herkunftsnachweis für den Strom.

TÜV-Zertifikate

Neben diesen beiden Labeln bietet auch der TÜV (TÜV Nord und TÜV Süd) verschiedene Zertifikate an, die jedoch streng genommen nicht immer für „echten“ Ökostrom stehen. Einige Anbieter lassen sich beispielsweise die Einhaltung ihrer Preisgarantie vom TÜV zertifizieren. Ob der angebotene Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt, besagt das Zertifikat jedoch nicht. Die TÜV Süd Label EE01 und EE02 zertifizieren zwar Strom, der vollständig aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird, jedoch ist die Förderung neuer Anlagen nicht verpflichtend.