Moderniesierung der Heizung

Energiesparen mit einer modernisierten Heizung


In Deutschland ist der Großteil der Heizungsanlagen veraltet. Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) zufolge sind etwa 80 Prozent der Öl- und Gasheizungen nicht auf dem aktuellen Stand der Technik. Häufig scheuen sich Hauseigentümer aufgrund der hohen Anschaffungskosten davor, in ein neues, energieeffizientes System zu investieren. Dabei ist es in vielen Fällen nicht erforderlich, die gesamte Heizungsanlage auszutauschen. Häufig betrifft die Modernisierung der Heizung nur wenige Komponenten oder es genügt eine Optimierung des Systems, um Energie und Heizkosten zu sparen. Ein Heizungscheck nach DIN 15378 gibt Aufschluss über die Schwachstellen der Anlage und deckt Einsparpotentiale auf.

Vor der Modernisierung der Heizung Schwachstellen der Anlage identifizieren

40 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt auf den Gebäudesektor, der größte Teil (85 Prozent) wird dabei für die Wärmeversorgung, insbesondere Heizwärme und Warmwasser, verwendet. Doch trotz jährlich steigender Energiekosten sind in vielen Gebäuden noch alte Heizungen in Betrieb.

Um herauszufinden, ob eine Heizungsanlage modernisiert werden sollte, stehen Hauseigentümern verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. So kann ein Vergleich mit Gebäuden gleicher Bauart und Größe, die etwa zur gleichen Zeit gebaut wurden, Aufschluss darüber geben, ob die Heizkosten pro Quadratmeter dem Durchschnitt entsprechen. Dafür stehen zahlreiche Tabellen zur Verfügung, die auf Standards basieren, deren Grundlage die Gesetze und Verordnungen der vergangenen Jahrzehnte bilden. Diese Methode zur Bestandsaufnahme der Heizung ist jedoch sehr ungenau. Auch die Heizkostenabrechnung ist nur begrenzt aussagekräftig hinsichtlich der einzuleitenden Maßnahmen. Ähnliches gilt für den Energieausweis, in dem zwar entsprechende Werte, die anhand von Normwerten ermittelt werden, aufgeführt sind, jedoch kann das individuelle Heizverhalten stark davon abweichen.

Deshalb ist es ratsam, einen Fachmann hinzuzuziehen. Dieser kann beispielsweise im Rahmen einer Energieberatung die Begutachtung vornehmen, die sich nicht nur auf die Heizungsanlage beschränken muss. Die beste Methode, um Schwachstellen der Heizung zu identifizieren ist jedoch der Heizungscheck nach DIN 15378, der aus einer Kombination von Messungen der einzelnen Komponenten sowie des Gesamtsystems und einer visuellen Betrachtung besteht. Der Hauseigentümer erhält anschließend eine Beurteilung der Anlage mit konkreten Handlungsempfehlungen.

Heizungscheck zur Optimierung der Heizung

Im Rahmen einer Untersuchung der Verbraucherzentrale im Jahr 2011 wurden Daten von 1.000 Brennwertgeräten erhoben, von denen lediglich ein Drittel einen akzeptablen Brennwertnutzen lieferte. Bei zwei Drittel der Geräte wurde Optimierungsbedarf festgestellt. Darüber hinaus wiesen die Prüfer auf zusätzliche Mängel unter anderem bei der Heizkurveneinstellung, Temperaturspreizung von Vor- und Rücklauf, Nachtabsenkung sowie der fehlenden Dämmung an Leitungen und Armaturen hin.

Um derartige Mängel zu erkennen, sollten Hauseigentümer einen Heizungscheck nach DIN 15378 durchführen lassen. Das gilt vor allem für alte Heizungsanlagen, aber auch neuere und gut funktionierende Heizungen bieten Einsparpotential angesichts der steigenden Energiekosten. Beim Heizungscheck wird die Heizung ganzheitlich betrachtet, so dass anschließend das gesamte System mit Heizkessel, Pumpe, Rohrleitung, Regelung, Wärmeverteilung und Heizkörper optimiert werden kann.

Die Untersuchung, die sowohl Messungen als auch eine visuelle Begutachtung der Heizung beinhaltet, dient der energetischen Bewertung der Anlage. Dafür werden am Wärmeerzeuger Abgas- und Oberflächenverluste bei Volllastbetrieb sowie die Ventilationsverluste (Wärmeverluste des Abgassystems 30 Sekunden nach Brennerschluss) gemessen.

Die visuelle Begutachtung der Komponenten für die Wärmeerzeugung beinhaltet eine Analyse der Brennwertnutzung sowie der Dimensionierung und der Temperaturregelung des Kessels. Ist diese mit einem Temperaturfühler an der Außenwand witterungsgeführt, ist die Vorlauftemperatur des Kessels umso höher, je niedriger die Außentemperatur ist. Eine raumtemperaturgeführte Temperaturregelung ist bei sehr gut gedämmten Gebäuden möglich, da der Einfluss der Außentemperaturschwankungen gering ist. Die Warmwasserbereitstellung im Warmwasserspeicher muss gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) mit einer sogenannten Vorrangschaltung geregelt sein. Um Energie zu sparen, sollte zudem eine Zeitschaltung, wie eine Nachtabsenkung oder Nachtabschaltung, installiert sein.

Bei der Begutachtung der Komponenten zur Wärmeverteilung werden beim Heizungscheck die Heizungspumpe, die Dämmung der Leitungen und Armaturen sowie die Möglichkeit für einen hydraulische Abgleich überprüft. Als hydraulischer Abgleich wird ein Verfahren bezeichnet, mit dem innerhalb einer Heizungsanlage jeder Heizkörper bei einer festgelegten Vorlauftemperatur mit der Wärmemenge versorgt wird, die zum Erreichen der gewünschten Raumtemperatur benötigt wird. Auf diese Weise kann die gleichmäßige und ausgeglichene Beheizung eines Gebäudes gewährleistet werden. Dazu notwendig sind voreinstellbare Ventile, die hinter dem Thermostatventil am Heizkörper sitzen. Anderenfalls kann zwar der Heizkörper mit der geringsten Entfernung zum Heizkessel sehr warm werden, weiter entfernte Heizkörper bleiben jedoch kalt oder erwärmen sich nur mäßig. Wichtig für einen hydraulischen Abgleich ist eine passend dimensionierte effiziente Heizungspumpe. Doch insbesondere diese Komponente einer Heizungsanlage ist einem hohen Verschleiß ausgesetzt, so dass eine Modernisierung der Heizung häufig mit dem Austausch der Heizungspumpe verbunden ist.

Der Heizungscheck beinhaltet auch eine Überprüfung der Raumtemperaturregelung, die über voreinstellbare Thermostatventile erfolgen und eine optimale Wärmeübergabe gewährleisten sollte.

Nach Durchführung aller Messungen und der visuellen Begutachtung der Heizungsanlage erhält der Hauseigentümer eine Abschlussbeurteilung mit Handlungsempfehlung. Die Kosten für die Untersuchung belaufen sich auf circa 100 Euro.

Zur Optimierung Heizung mit modernen Thermostaten nachrüsten

Um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen und zu halten, steuert der Thermostat mit Temperaturfühler und Ventil den Wasserdurchfluss des Heizkörpers. Der Thermostatkopf wird entweder manuell durch Drehen oder bei elektronischen Thermostaten durch Programmieren auf die gewünschte Temperatur eingestellt.

Anzeichen für einen defekten Thermostat kann unter anderem eine zu geringe Temperatur des Heizkörpers sein, obwohl der Thermostat auf „4“ oder „5“ eingestellt ist. Fachleute gehen davon aus, dass ein Thermostat etwa alle 15 Jahre erneut werden muss. Bei alten Thermostaten kann häufig nicht mehr sichergestellt werden, dass die Raumtemperatur konstant gehalten und solare Wärmegewinne berücksichtigt werden. Grundsätzlich muss ein Heizkörper dafür nicht durchgängig warm sein, aber er sollte die gewünschte Raumtemperatur konstant halten.

Elektronische Thermostate bieten einige Vorteile gegenüber manuell einstellbaren Varianten. So entfällt durch die Programmierung das Auf- und Zudrehen, zusätzlich können sie bequem per Computer und Smartphone ferngesteuert werden. Zudem bieten elektronische Geräte eine genaue Temperaturanzeige und sind in der Lage verschiedene Ein- und Ausschaltzeiten zu speichern. Eine weitere Option bietet die automatische Fensteröffnungserkennung, die den Heizkörper abstellt und somit zum Energiesparen beiträgt. Auch die Temperaturabsenkung während längerer Abwesenheit und rechtzeitiges Aufwärmen zum Feierabend oder zum Schulende sparen Heizenergie.

Grundsätzlich ist es wichtig darauf zu achten, Heizkörper und Thermostatventile nicht mit Möbeln oder Vorhängen zu verdecken, denn dadurch werden das Messen der Raumtemperatur und die Wärmeabgabe eingeschränkt. Heizkörper sollten deshalb stets frei zugänglich sein. Auch Heizkörperverkleidungen sollten vermieden werden, da sie die Wärmeabgabe bis zu 10 Prozent verringern können. Abhilfe kann ein separater Fernfühler schaffen.

Fachleute rechnen durch den Einbau moderner Thermostate mit Energieeinsparungen bis zu 15 Prozent gegenüber mehr als 15 Jahre alten Thermostaten. Programmierbare Thermostatventile sind leicht nachrüstbar und kosten zwischen 20 und 60 Euro für einen Heizkörper. Bei einem Ersatz des alten Thermostats sollte gleichzeitig das für den hydraulischen Abgleich notwendige voreinstellbare Ventil eingebaut werden.

Modernisierung des Heizkessels

Der Heizkessel ist das Herz jeder Heizung. Er sollte regelmäßig einmal pro Jahr gewartet werden und dabei auch die eingestellten Regelungen überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Die meisten Heizkessel wurden zu einer Zeit eingebaut, in der Probleme wie knappe Energieressourcen und Umweltschutz weitaus weniger Beachtung fanden. Dementsprechend großzügig wurde mit der Energie kalkuliert. Das Resultat: viele Heizkessel sind überdimensioniert und verursachen hohe Energiekosten.

Zur Überprüfung der Dimensionierung eines Heizkessels kann folgende Faustformel angewendet werden:

jährlicher Energieverbrauch in kWh
Kesselleistung in kW x 8760h

Ist das Ergebnis kleiner als 0,1, ist der Heizkessel sehr wahrscheinlich zu groß.
Für den jährlichen Energieverbrauch kann entweder der Ölverbrauch pro Jahr in Liter oder der Gasverbrauch in m³ x 10 in die Formel eingesetzt werden. Die Kesselleistung (kW) ist auf dem Typenschild vermerkt, 8760 sind die Stunden pro Jahr.

Weitere Formeln zur Ermittlung einer möglichen Überdimensionierung:

Jährlicher Energieverbrauch (Öl oder Gas, wie oben) dividiert durch 250 ergibt den Wärmebedarf in kW. Das Ergebnis wird dann mit der Angabe auf dem Typenschild verglichen.

Oder:

beheizte Wohnfläche in m² x spezifischer Wert in W/m²
                                    1000

Das Ergebnis ist der Wärmebedarf in kW.
Als spezifische Werte, in Abhängigkeit der Wärmedämmung, können herangezogen werden:

Neubau nach Wärmeschutz EnEV 2002                                              40-55W/m²
Neubau nach Wärmeschutzverordnung 1995                                      50-70W/m²
Gebäude, die vor 1995 errichtet wurden, normale Wärmedämmung    70-90W/m²
Altbau ohne besondere Wärmedämmung                                              120 W/m²

Eine Erneuerung des Heizkessels zur Verbesserung des Wirkungsgrades ist sinnvoll beziehungsweise erforderlich, wenn das Gerät älter als 20 Jahre alt ist, schlechte Abgaswerte und hohe Verluste aufweist, eine größere Reparatur ohnehin ansteht oder eine Dämmung der Gebäudehülle vorgenommen wird.

Ist der Austausch der gesamten Heizung geplant, sollten vorab Überlegungen hinsichtlich der Warmwassererzeugung, der Nutzung von Sonnenenergie und nachwachsenden Rohstoffen oder einer Wärmepumpe angestellt werden. Moderne Heizungssystem, die eine Nutzung regenerativer Energien einschließen, leisten nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz sondern reduzieren die Energiekosten zum Teil erheblich.