Energielabel für Reifen

Bereits im November 2009 beschloss die EU die Kennzeichnungsverordnung für Autoreifen (EU Verordnung 1222/2009), die zum 1.11.2012 in Kraft tritt. Neu produzierte Reifen müssen schon ab dem 1. Juli vor ihrer Auslieferung die Kennzeichnung tragen. Sie gilt für alle PKW-Reifen und die Bereifung leichter und schwerer Nutzfahrzeuge (Reifenklassen C1, C2, C3). Ausgenommen sind lediglich runderneuerte Reifen, professionelle Geländereifen und Rennreifen.

Warum ein Label für Autoreifen?

Der Straßenverkehr verursacht laut EU ca. 25% der gesamten CO2-Emissionen. Auf die Reifen entfallen dabei 20-30% des Kraftstoffverbrauchs. Ziel ist es, den Einfluss auf den Benzinverbrauch zu reduzieren und so die Emissionen weiter zu senken.
Der Kunde soll bereits im Vorfeld des Kaufs die Möglichkeit haben,sich über die Effizienz des Reifens zu informieren. Deshalb muss die Kennzeichnung auf Werbematerialien sowohl beim Reifenhändler als auch im Internet erfolgen.
Die Erfahrungen mit den Energielabeln haben gezeigt, dass sich der Markt zu Gunsten der effizienteren Waren verschiebt und die weniger effizienten Produkte aus dem Angebot verschwinden.


Was beurteilt das Label?

Das Label gibt Auskunft über drei Reifenleistungs-Kriterien, den Rollwiderstand, die Nasshaftung und externe Abrollgeräusche.

Rollwiderstand:

Der Rollwiderstand hat einen direkten Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs. Als Rollwiderstand wird die Energie bezeichnet, die bei der Verformung des Reifens auf der Straße entsteht. Je geringer die Verformung des Reifens, desto niedriger sind die Energieverluste. Härtere Reifen reduzieren  somit den Kraftstoffverbrauch und damit auch den CO2-Ausstoß. Mit rollwiderstandsreduzierten Reifen können 3-5% Kraftstoff eingespart werden. Dies wird durch die Materialwahl und die Reifenstruktur beeinflusst. Einen wesentlichen Einfluss hat zusätzlich der Reifendruck!
Die Energieeffizienz des Reifens wird auf dem Label mit einer Einteilung in sieben Klassen von A (grün) bis G (rot) dargestellt. Ein Reifen der Klasse A benötigt im Vergleich zu einem Reifen der Klasse B 0,1 l Kraftstoff auf 100 km weniger.
Dieses Einsparpotential wird bereits von den Autoherstellern insbesondere bei der Entwicklung ihrer verbrauchsoptimierten Fahrzeuge genutzt.

Nasshaftung:

Die Nasshaftung eines Reifens hat einen direkten Einfluss auf den Bremsweg bei nasser Fahrbahn und damit auf die Sicherheit. Auch hier erfolgt eine Einteilung in sieben Klassen von A bis G. Die Klassen D und G werden nicht verwendet. Der Unterschied im Bremsweg bei Tempo 80 kann nach Angaben von Continental zwischen Reifen der Klasse A und F 18 Meter betragen.
Eine höhere Reifenhaftung bei gleichzeitig reduziertem Rollwiderstand ist wünschenswert. Hier müssen Kompromisse eingegangen werden, denn eine weichere Gummimischung garantiert eine bessere Bodenhaftung.
Die Kunden haben mit der neuen Kennzeichnung die Wahl ihre Prioritäten zu setzen.

Externes Rollgeräusch:

Für den Geräuschpegel eines vorbeifahrenden Fahrzeugs sind im wesentlichen die Reifen und damit das Abrollgeräusch verantwortlich. Dargestellt wird es mit dem gemessenen Dezibelwert und einem Lärm-Piktogramm. Dabei geben die Anzahl der Schallwellen Auskunft über die Lärmhöhe, die mit den aktuellen Grenzwerten für Geräuschemissionen verglichen werden.
3 Schallwellen: entspricht dem aktuellen europäischen Grenzwert
2 Schallwellen: entspricht bereits dem zukünftigen europäischen Grenzwert ab 2016
1 Schallwelle: 3 dB weniger als der zukünftige europäische Grenzwert

 

Was wird nicht berücksichtigt?


Die drei Kriterien des Labels sind zwar wichtige, aber nicht die einzigen Kriterien für Produkteigenschaften. In den Vergleichstests der Automobilzeitschriften werden unter anderem Bremsverhalten, Handling und Fahrstabilität auf trockener Fahrbahn, zusätzlich dazu Aquaplaning und Seitenführung auf nasser Fahrbahn, die Straßenlage bei winterlichen Bedingungen, interne und externe Fahrgeräusche, Reifenverschleiß, Schadstoffgehalt und Schnelllaufeigenschaften überprüft. Somit bleiben diese Tests ein weiteres wichtiges Informationsmedium für den Verbraucher. Die Sicherheit geht dabei mit 40% in die Gesamtbeurteilung ein, während die Kraftstoffeffizienz lediglich mit 10% einfließt.
Insgesamt wird das neue Label von der Reifenindustrie und den Händlern begrüßt, da es dem Verbraucher eine erste Entscheidungshilfe anbietet. Händler und Produzenten sehen es positiv, dass nicht nur energiesparende Reifen von dem Label profitieren, sondern die Aspekte Sicherheit und Lärm von der EU mit aufgenommen wurden.

Nicht zu vergessen ist das Fahrverhalten, das wesentlich zum energiesparenden Autofahren beiträgt. Neben dem richtigen Reifendruck zählt hier vorausschauendes Fahren ohne starke Beschleunigungs- und Abbremsmanöver und rechtzeitiges Schalten. Unnötiger Ballast im Kofferraum erhöht den Spritverbrauch ebenso wie ein ungenutzter Dachgepäckträger oder eine Dachbox. Vor geschlossenen Schranken den Motor abstellen ist auch ohne extra Hinweisschild ein absolutes Muss für den mitdenkenden Fahrer.
Am sparsamsten und gut für die Umwelt ist natürlich, das Auto ab und zu stehen zu lassen.

 

Quellen:

Continental

Euromaster

Stiftung Warentest Test 03/2011

ADAC

Das Reifenlabel

 

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